Offene Briefe sind ja eine wunderbare Erfindung. Nur dumm, daß meistens die falschen Leute welche schreiben. Wir alle warten, daß sich Bundespräsident Wulff endlich mal in vernünftiger Form erklärt.1 Aber der ziert sich. Währenddessen hat Daniela Scherler zur digitalen Feder gegriffen, doch was man da liest, hätte man eigentlich lieber gar nicht gewußt. Es ist schlimm…
Kurz die Rekapitulation der letzten Ereignisse: ich habe vergangenen Donnerstag über das doch arg gewöhnungsbedürftige Weltbild von Daniela Scherler gebloggt, die zuletzt als Heilpraktikerin, Coach und Buchautorin2 tätig war.
Inzwischen ist sie Fraktionsgeschäftsführerin der Piratenpartei im Berliner Abgeordnetenhaus. Der Umstand, daß Frau Scherler in ihren Seminaren und Büchern ganz offensichtlich absolut groteske Lebens- und Gesundheitstipps3 gibt, generell Krankheiten als nichtbewältigte “Lernthemen” definiert und ganz nebenbei schwerkranken Menschen pauschal eine (Mit-)Schuld für ihre Krankheit zuweist, hat die Berliner Piraten nicht davon abgehalten, Frau Scherler einzustellen. Darüber habe ich mich gewundert.4
Ein Shitstorm und seine Folgen
Mein kritischer Beitrag hat unerwartet große Resonanz erfahren. Es wurde getwittert, verlinkt und geschimpft. Binnen weniger Stunden entlud sich ein veritabler Shitstorm über den Piraten bzw. Daniela Scherler.5 Am Freitag war die fragwürdige Personalie dann auch Thema bei Spiegel Online, später war dann auch beim Tagesspiegel vernünftiges zum Thema zu lesen.
Die Versuche zu Deeskalation der Piraten selbst, waren eher halbherzig. Die Stellungnahme auf der Website (hier) war dann doch inhaltlich zu dünn (und vielleicht zu feige). Am heutigen Montag wurde nun ein offener Brief von Daniela Scherler veröffentlicht, in dem sie selbst Stellung zu den Diskussionen nimmt. Und ich wage zu prophezeien, daß der Fall damit noch lange nicht erledigt ist.
Denn (wie eingangs erläutert) “offene Briefe” sind zwar prinzipiell eine gute Erfindung, aber der Inhalt sollte halt dann auch passen. Doch nach der Lektüre des Briefes von Daniela Scherler ist man eher ernüchtert. Und auch ein bißchen entsetzt.
Uneinsichtigkeit und Katastrophenmanagement
Ernüchtert ist man, was Frau Scherler betrifft. Entsetzt, was das Krisenmanagemnt der Piraten angeht. Der Reihe nach: Irgendwie ahnte man ja, daß Frau Scherler gewisse Schwierigkeiten damit hat, bestimmte (physische) Realitäten anzuerkennen. Ihre Stellungnahme offenbart nun allerdings auch ihre Unfähigkeit die (soziale) Stimmungslage einzuschätzen.
Denn nach dem einleitenden trotzig-diffusen Bekenntnis zu Religions- und Meinungsfreiheit kontert Daniela Scherler die Kritik auf ihre ganz eigene Art und Weise. Zum Vorwurf, sie schiebe Kranken die Schuld an der Krankeit zu, schreibt sie:
“Ich verwende nicht den Begriff Schuld, sondern Verantwortung. Mit dem Titel „Du hast die Macht über Dich!“ will ich verdeutlichen, dass jeder von uns für sein Leben in hohem Maß Eigenverantwortung trägt. Und es für jeden einzelnen hilfreich ist, wenn er diesen Teil der Verantwortung annimmt, anstatt sie auf andere zu projizieren. Es gibt Lebensumstände und Situationen, in denen man sicherlich nur von einer Teilverantwortung sprechen kann oder Lebensumstände, in die man zum Beispiel hineingeboren wird. Dort greift der Begriff Eigenverantwortung wohl eher aus spiritueller Sicht. Hilfe und Unterstützung gebe ich ohne die vorherige Klärung der Eigenverantwortung.”
Es ist auf den ersten Blick eine umständliche Pseudorechtfertigung. Mit der Unterstellung sie operiere mit dem Schuldbegriff, tue man ihr Unrecht. Es gehe ihr vielmehr um Verantwortung. Und “Eigenverantwortung” klingt ja gut. Beim ersten Lesen.
Beim zweiten Mal? Wird es mir übel. Denn es geht (das zur Erinnerung) um Krankheiten wie Krebs, AIDS, Lungenentzündungen, weitere Infektionskrankheiten etc.
Zur Erinnerung: Die Kritik lautete, Frau Scherler gebe den Betroffenen Schuld an ihrer Krankheit. Und ihre Antwort? Genau: “Es ist für jeden einzelnen hilfreich, wenn er (…) Verantwortung annimmt, anstatt sie auf andere zu projizieren.”
Puh! Also doch selbst Schuld bzw. verantwortlich? Wobei es wohl Ausnahmen – so darf man jetzt immerhin lesen – gibt. Denn “[in bestimmten] Lebensumständen und Situationen” gibt es wohl nur eine “Teilverantwortung”, etwa wenn man in “Lebensumstände (…) hineingeboren” wurde. Klartext Frau Scherler? Etwa wenn man mit einer Behinderung oder Erbkrankheit auf die Welt gekommen ist? Dann ist man natürlich nur (teil-)verantwortlich bzw. in ihren Worten: “Es greift der Begriff der Eigenverantwortung (…) aus spiritueller Sicht.”
Reinkarnation und andere Gruselgeschichten
Kann man das verstehen? Ach ja, da gibt’s ja sowas wie Reinkarnation. Da trägt man halt die Verantwortung durch Fehlverhalten in einem anderen Leben… Haarsträubend zwar, aber immerhin konsequent.6
Und ganz allgemein im Bezug auf Medizin und die Wissenschaft läßt Daniela Scherler wissen:
“Für die klassische Medizin würde ich mir wünschen, dass sie ihr Menschen- und Krankheitsbild auch in Zukunft erweitert, so wie es einige Krankenhäuser und Ärzte bereits tun. Ich lehne die klassische Medizin nicht kategorisch ab. Ich bin dafür, dass die Esoterik und Exoterik (Forschung und Wissenschaft) sich ergänzen und voneinander lernen. Die Quantenphysiker scheinen diesbezüglich Grenzen überschreiten zu können.”
Über den Satz, daß sie die “klassische Medizin nicht kategorisch” ablehne, kann man ja fast noch lachen. Wobei mich interessieren würde, welche medizinischen Konzepte vor Frau Scherler bestehen können. Impfungen? Höchstwahrscheinlich nicht…7
Mit ihrem Satz, daß sich “Esoterik und Exoterik” ergänzen sollen, ist sie dann wieder ganz bei sich. Denn was soll das denn heißen? Gibt es Hüft-OPs – in der Idealvorstellung Frau Scherlers – bald nur noch bei Vollmond? Welchen Erleuchtungs- und Bewußtseinsgrad muß medizinisches Personal ihrem Verständnis nach haben? Müssen sich universitäre Geologen demnächst verplichtend die Sachkunde von Wünschelrutengängern ins Haus holen? Fragen über Fragen…
Des Esoterikers Lieblingsthese: Vermeintlich grenzüberschreitende Quantenphysik
Dankenswert klar und einzigartig entlarvend ist dann wenigstens der nächste Satz: “Die Quantenphysiker scheinen diesbezüglich Grenzen überschreiten zu können.” Bingo!
Frau Scherler übertrifft sich selbst. Da hat man irgendwann mal etwas davon aufgeschnappt, daß Quantenphänomene eine gewisse Uneindeutigkeit an sich haben und schon plappert man so einen Mist. Naja, vermutlich plappert man eher nach, was man so in Esokreisen unter dem Quantenetikett ventiliert. Quanten (gerne auch als “Quantenverschränkung” im Umlauf) scheinen ja ein Eso-Buzzword zu sein. Und Frau Scherler bezieht sich mit ihrer mutigen These sicher auf hochwertige Sachbücher, die etwa den hawaiianischen Schamanismus und die Quantenphysik (Achtung Amazon-Link) in Zusammenhang bringen. Oder so ähnlich.
Es ist wirklich unglaublich. Und ich kann nur ScienceBlogger Christian Reinboth zustimmen, der in den Kommentaren auf den Offenen Brief schrieb:
“Das wäre vielleicht mal eine dankbare politische Aufgabe für die Piraten: Verbesserung der naturwissenschaftlichen Allgemeinbildung auf gehobenen und hohem Niveau. Vielleicht ließe sich auf diesem Wege – unter anderem – ein klareres öffentliches Bild der Quantenphysik etablieren, so dass zukünftig nicht mehr jeder – mit Verlaub – Bockmist mit Verweis auf die “geheimnisvolle” Quantenphysik gerechtfertigt werden kann…”
Einäugiges Stockholm-Syndrom
Die große Frage lautet nur: weshalb verharren die Berliner Piraten in Schockstarre? Will man die Kritik aussitzen? Offenbar verbucht man den Protest intern bislang ja bevorzugterweise unter “Hetzjagd”. Ein Eingeständnis, daß diese Personalentscheidung für eine Partei, die sich Aufklärung (inhaltlich, politisch, strukturell) auf die Fahnen geschrieben hat, nicht glücklich war? – Fehlanzeige.
Sieht mir verdammt nach einer einäugigen Variante des Stockholm-Syndroms aus. Man solidarisiert sich shitstormtraumatisiert lieber mit dem eigenen Peiniger als sich den Realitäten zu stellen. Dabei wäre es dafür allerhöchste Zeit.
- Auch wenn ich so meine Zweifel habe, ob ich nachvollziehen könnte, warum Wulff nicht einfach zur Bank marschiert, wenn er Geld für einen Hauskauf braucht. Und zu seiner offenbar notorisch klammen Urlaubskasse fällt mir ehrlicherweise auch nichts mehr ein… [↩]
- Achtung: Das ist ein Amazon-Affiliate-Link. Dieses Buch aber bitte nicht kaufen. Danke. [↩]
- Die im Einzelfall nicht nur dem gesunden Menschenverstand zuwiderlaufen, sondern im eklatanten Widerspruch zu allen – empirisch abgesicherten – Erkenntnissen stehen! [↩]
- Es wurde gelegentlich gemunkelt, das alles sei eine – geplant-kalkulierte? – Hetzjagd, evtl. sogar eine konzertierte Aktion von Piratenkritikern. Was natürlich Quatsch ist. Ich habe ansonsten keine großartige Meinung zu den Piraten. Die sollen mal ihren Kram machen, ihr Programm ausbuchstabieren und dann sehen wir weiter. Ich habe (wie auch nachles- und nachprüfbar ist) noch an keiner Stelle zuvor Piratenkritik geübt. War also meine Premiere. [↩]
- Nachdem ich selbst seit Jahren im Internet engagiert bin, weiß ich was das heißt, wenn man Zielscheibe von kritik wird. Shitstorms mittlerer Ausprägung habe ich selbst durchaus auch schon durchgemacht. Ich weiß also, wovon ich rede. [↩]
- Wirklich wundern kann einen das alles nicht. Schließlich postuliert sie ja in ihrem Buch ausdrücklich, daß Krankheiten als Effekt (falscher) “Projektionen” zu verstehen sind. Und dafür ist man nunmal selbst verantwortlich. Und auch vor der Grippe, wie sie in ihrem Buch schreibt, bleibt man nicht verschont, weil man schlicht Glück hatte, sich während der Erkältungszeit die Hände regelmäßig wäscht oder Dank eines guten Immunsystems. Das Grippevirus – so Scherler auf S. 186 – kann “nicht bei uns andocken, wenn wir nicht in Resonanz mit ihm sind.” [↩]
- Aber lassen wir das, alles Spekulation. [↩]
37 Kommentare
[…] Brief auf die Kritik reagiert. Ich habe meine Beurteilung in diesem Blogpost zusammengefaßt: Offene Briefe, Geisterwelten und das Stockholm-Syndrom der Berliner Piraten […]
bleibt die frage, ob das reicht um jemanden der (vielleicht) gute arbeit macht zu kündigen. auch sie haben diese frage nicht beantwortet.
@Papierschiff:
Falls es nicht deutlich geworden sein sollte – ich habe nirgendwo die Kündigung gefordert. Wie schon mehrfach geschrieben: ich persönlich habe mich zunächst nur sehr, sehr über die Personalentscheidung gewundert und fand sie absurd. Und jetzt wundere ich mich über das wenig souveräne Krisenmanagement.
Wie auch schon des öfteren an anderen Stellen bemerkt: dafür wurde die Probezeit erfunden.
Welche Krise?
“Mein kritischer Beitrag hat unerwartet große Resonanz erfahren. Es wurde getwittert, verlinkt und geschimpft. Binnen weniger Stunden entlud sich ein veritabler Shitstorm über den Piraten bzw. Daniela Scherler.”
Correlation does not equal causation. 😉
Ansonsten Zustimmung.
@Julia (aka. Senficon): Ja, stimmt natürlich. Gebe mich geschlagen.
Genau so.
Nur um die offene Frage zu beantworten – Ist man selbst Schuld wenn man mit einer Behinderung oder Erbkrankheit auf die Welt gekommen ist?
Die Antwort von Frau Scherler darauf lautet ziemlich eindeutig – selbst Schuld! Nachzulesen auf Seite 29-30
“Ganz bewusst suche sich unsere Seelen die Eltern, den Ort, die Sprache, die Kultur und die Religion aus, die am besten zu ihrem Lernziel passen.
…
Ich bin vollkommen freiwillig hier und habe mir all diese Probleme, die mir ständig begegnen, selbst kreiert.
…
Der Urheber meines Lebens hier auf der Erde bin eben ich. Und nur ich! Ich kann niemanden verantwortlich machen. Ich will das so.“
Nachtrag:
Ich sehe gerade einen Tweet von Marina Weisband (aka. Afelia aka. Geschäftsführerin Piraten Bundespartei), sie twittert:
Ist das Selbstironie? Denn sie hat ja verdammt recht damit, nur sehe ich die Piraten hier gleichauf mit den bösen Altparteien: Fehlerkultur gibt’s nicht. Oder?
hat sie das nicht getwittert, als ihr gestern mal wieder “sinnlos-hass-mails” aufgeschlagen sind? so gesehen… auch wir piraten machen das nicht anders und fordern immer den superhelden-piraten.
[…] Inhaltlich hat Marc Scheloske noch Lesenswertes zusammengetragen, ich mag an der Stelle einfach seinen Ausführungen zur Scherler komplett zustimmen und überleiten zu einem anderen Punkt, der mir seit einiger Zeit im Kopf […]
Hm. Verscharfung der Regeln auf der Mailingliste… Auch ne Antwort und Ausnutzung der Möglichkeiten.
Ansonsten ist der Satzanfang im Buch „Die sogenannten Rechtsradikalen“ relativ aussagekräftig, was eine Einstellung zur weiteren Beschäftigung angeht. Oder ist das weiterhin noch diskusionswürdig?
Link
ja, außer für die leute, die gerne missverstehen wollen:)
[…] Scheloske hat übrigens eben auf die Einlassungen von Frau Scherler geantwortet. Titel seines neuen Beitrags: Offene Briefe, Geisterwelten und das Stockholm-Syndrom der Berliner […]
es ist für mich als piratenwähler unfassbar in welcher gesellschaft ich mich mit meiner stimmenabgabe inzwischen befinde! ich habe der partei meine stimme gegeben, weil ich gehofft habe, dass diese form der diskussion, wie sie hier und in anderen blogs geführt werden, nicht in der wählerschaft und der partei der piraten stattfindet.
es wird eine hetze gegen diese frau gefahren, die schlimmer kaum sein könnte. offenbar ist die wählerschaft der piraten doch nur ein haufen primitivster männer, die in ihrem nerdwahn nur noch ihre eigene denke durchsetzen wollen und selbst die einfachste form fairness in der freien meinungsäußerung, der freien weltanschauung und des respektes gegenüber mitmenschen komplett verloren haben.
diese frau ist eine verwaltungsangestellte und wird in der öffentlichkeit verrissen, weil sie sich im bereich der esoterik engagiert. das ist ihre privatangelegenheit und die diskriminierung, die im moment stattfindet, hätte im normalen kontext längst mindestens arbeitsrechtliche konsequenzen.
ich schäme mich als mann für die euch chauvinistische, undemokratische typen!
ich kann nur hoffen, dass sich die berliner piraten nicht von solchen unverfrorenen machismo-ansätzen ihrer angeblichen wähler leiten lassen.
Blödsinn, was Du schreibst: Der Versuch, den Kritikern frauenfeindliche Motive zu unterstellen, ist hanebüchen.
Es ist auch nicht undemokratisch, wenn man Blödsinn kritisiert.
Im Übrigen fordere ich Respekt ein für die Weltanschauung, dass es es den Schwachsinn, den die Frau Scherler offenbar propagiert, nicht gibt.
Das eigentlich Diskriminierende ist, dass du offenbar nur Männern einen rationalen, kritischen Verstand unterstellst. Besten Dank auch.
Bei Politikern finde ich die Einstellung Frau Scherlers besonders bedenklich. Was passiert, wenn wir ihre Gedanken einmal weiterspinnen? Jeder ist für seine Krankheiten selbstverantwortlich. Es wäre also nur konsequent dafür zu sorgen, dass jeder Patient diese Eigenverantwortlichkeit erkennt und sich seiner nichtbewältigten Lehrnthemen annimmt. Voila, auf einmal behandeln wir Krebs, Aids u.Ä. nicht mehr mit komplizierten und teuren, dafür aber wirksamen Therapien, sondern drücken den Leuten ein Buch in die Hand, schicken sie zu Seminaren, wo sie lernen ihre eigenen Fehler zu erkennen und sparen so Milliarden beim Gesundheitswesen ein. Und wenn ein Patient dann immer noch Aids hat oder der Tumor einfach immer größer wird: Pech gehabt, er ist ja selber Schuld. Großartiger Plan.
Das Buch wäre übrigens für alle billiger als die ganzen Therapien. Und wenn man wegstirbt, spart man sich für diese Person die Rente…
Ich als Frau finde es diskriminierend, dass du offenbar meinst nur Männer könnten ein kritisches, wissenschaftsorientiertes Weltbild haben.Zugegeben, es scheint so als wären Frauen aus irgendwelchen Gründen anfälliger für Esoterik-Kram, aber ein paar gibt es dann noch, die sich nicht jeden Bären aufbinden lassen.
Ich habe auch Piraten gewählt und bin etwas enttäuscht, weil ich bisher dachte, die Piraten würden auchein kritisches Denken und eine rationale Weltsicht repräsentieren und da passt so eine Personalentscheidung einfach nicht rein. Ich weiß nicht ob sie da einfach nur nicht im Vorfeld genug über den Hintergrund der Person recherchiert haben oder ob sie dieses Weltbild als mit ihreren Zielen vereinbar sehen, ich hoffe ersteres. Ich finde die Ansichten Frau Schlerers jedenfalls erschreckend.
@Doreen: Frauen glauben eher an Esoterik, Männer eher an Verschwörungstheorien, soweit ich weiß. Was nutzt dieses statistische Wissen hier? Nichts, finde ich. Ob dieser Unsinn von einem Mann oder eine Frau kommt, ist vollkommen unerheblich, und auch deshalb ist es unsinnig Kritiker Frauenfeindlichkeit vorzuwerfen. (Das soll alles kein Widerspruch Dir gegenüber sein, sondern ist ergänzend gemeint.)
Ich bin Frau Scherler dankbar: Hat sie mich doch quasi auf diesen Blog geführt. 😉
Kompliment für klare Standpunkte und deutliche Sprache; gefällt mir sehr.
Ich kann den betriebenen Shitstorm nicht nachvollziehen. Frau Scherler wurde als Verwaltungsangestellte und nicht als repräsentant der Piratenpartei eingestellt. Ihre persönliche Weltanschauung spielt meiner Meinung nach bei dieser Personalentscheidung keine Rolle.
Es gibt menschen die glauben an Gott. Es gibt menschen die glauben an Esoterik. Wiederum andere glauben an fliegende Spaghettimonster, an Chemtrails oder oder oder.
Wieso sollte dass relevant sein? Wieso ist der Glaube bzw. die Weltanschauung relevant bei der Einstellung von Personal? Wieso? Ich versteh das nicht.
Ich könnte den Shitstorm nachvollziehen wenn es sich um einen repräsentanten der Piratenpartei handeln würde. Wenn da jemand als Pirat anfängt Esoterik zu preisen haben wir ein Problem. Dass ist hier aber nicht der Fall! Und was geht es den Mob an welche persönliche Weltanschauung Frau Scherler hat?
Ich bleib dabei: Frau Scherler soll als privatperson machen was sie will. Ich habe kein Recht über sie zu richten.
Fail. Es geht nicht um Frau Scherlers private Meinung im stillen Kämmerlein, sondern um ein mieses esoterisches Gedankenkonzept, das sie beruflich und geschäftlich als Buchautorin, Referentin und Coach nach außen hin offensiv vertritt. Damit ist sie als Exponentin der Piraten fehl am Platz.
Warum ist sie eine “Exponentin der Piraten”? Spricht sie im namen der Partei? Hat sie eine öffentliche Rolle? Ich denke nicht.
Hat sie. Du musst ja nur die Stellenbeschreibung lesen. Das ist nicht die Stelle für eine Bürokraft, sondern eine Stelle mit politischer Mitwirkung und Beratung. Daher ist es absolut relevant, welche Auffassungen die betreffende Person in der Öffentlichkeit vertritt.
Na ja, von einem Peiniger und einem Stockholm-Syndrom zu sprechen ist in diesem Zusammenhang aber schon ein wenig albern. Das würde allenfalls aus Sicht von betroffenen Krebskranken Sinn machen.
@Thilo:
Och, es ist halt die Übertragung eines bestimmten Phänomens von Einzelpersonen auf eine Institution. Gestehe gerne ein, daß es nicht 100% trifft, aber bestimmte Ähnlichkeiten gibt es eben schon. Finde ich.
Das interessante ist doch, dass die großen Wellen der Empörung vielfach einfach ungerechtfertigt sind.
So sagt Frau Scherler, dass man sich seine eigene Realität erschaffe. Und viele lachen sie dafür aus und halten es für dummes Geschwätz. Sie hat aber recht damit. Abhängig von unserem Wissen, unserer Interpretation diesen Wissens und insbesondere unseres Nichtwissens schafft sich jeder sein eigenes Bild der Realität. D.h., die Realität, wie sie Herr Scheloske wahrnimmt, ist nicht die Realität, wie ich sie wahrnehme. Und so hat jeder Mensch seine eigene Realität.
Diese Aussage ist korrekt.
Dann wird ihr vorgeworfen, dass sie Menschen selbst daran schuld spricht, wenn sie, wie in dem von ihr gewählten Beispiel, verhungern.
Dazu möchte ich den Kommentar eines Herrn Kappes zitieren:
Die Formulierung “Und das, weil sie sich nicht vorstellen konnten, länger ohne Essen zu überleben. Sie manifestierten so unbewusst ihr Verhungern” hat nichts mit Schuld zu tun. Ohne Eso-Geschwafel würde man sagen: sie haben sich aufgegeben. Völlig banales Zeugs.
Dieser Kommentar bringt es auf den Punkt. Für unsere Einstellung zu irgendeinem Thema des Lebens, sind wir selbst verantwortlich, man könnte auch mit Hegel sagen, unser Bewusstsein bestimmt unser Sein.
Wenn man vor einer Prüfung steht und die Einstellung in sich trägt, man schafft das sowieso nicht, dann impliziert sie das Versagen.
Wenn man im Winter, auf spiegelglatter Fahrbahn, trotz mehrfacher Ansagen im Radio, langsam zu fahren, mit 80 Sachen rumheizt, dann impliziert diese Einstellung das Versagen (sprich den Unfall).
Wenn man aber, wie z.B. Lance Armstrong, nicht mit seiner Krebserkrankung hadert, sondern den Kampf aufnimmt und sich mit aller Kraft dagegen stemmt, dann impliziert diese Einstellung das Gewinnen (gut, die Einstellung allein wird wohl nicht reichen, aber sie hilft).
Wenn ich ein Schulfach nicht beherrsche, ich aber eine gute Note schreiben will und ich mich deswegen durch die Thematik kämpfe, denn impliziert diese Einstellung das Gewinnen.
Der Vorwurf, der ihr zum Thema AIDS gedrechselt wird, ist ebenso unhaltbar, denn wenn sie von den dunklen Seiten des Lebens spricht, dann spricht sie eben von der Lust, dem Laster oder im christlichen Sinne, der Sünde. Und ganz ähnlich wie die Kirchen vertritt sie die Ansicht, dass eben das Leben in einer Beziehung der beste Schutz dafür ist, dass man das aber auch lernen müsse.
Das ist eine vertretbare Position, die mitnichten geeignet ist, sie anzugreifen.
Schließlich wird ihr auch durch ihre Befürwortung von R. Dahlke der Vorwurf gemacht, dass sie Anhängerin der Neuen Germanischen Medizin sei, weil Dahlke angeblich mit deren Begründer Hamer unter einer Decke steckt. Abgesehen davon, dass Dahlke Hamer heftig kritisiert hat, möchte ich doch mal eine Frage stellen:
Bedeutet es, wenn ich mit einem Piraten befreundet bin und eine Kneipe weiterempfehle, die er mir empfohlen hat, dass ich auch ein Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens bin? Was für ein grandioser Schwachsinn.
Und das auch noch angesichts des Umstandes, dass sie Jüdin ist. O wei!
Dann noch der ganz große Hammer, wird ihr die Formulierung ‘sogenannte Rechtsradikale’ vorgeworfen, für deren Bedürfnisse man ebenso Verständnis haben müsse und auf die man zugehen müsse. Sie will also nicht Antifa spielen, nicht Steine werfen, nicht verurteilen, sondern das Gespräch suchen.
Sie, Jüdin, will das Gespräch suchen? Wie grandios ist das denn? Glaubt hier wirklich jemand, das sei verurteilungswürdig?
Verurteilungswürdig ist doch vielmehr das Verhalten von Herrn Scheloske, der nachweislich falsch zitiert hat und Zitate nach Gutdünken zusammenschusterte. Diesen Vorwurf muss er sich gefallen lassen. Verurteilungswürdig ist außerdem, dass er seine Thesen online gestellt hat, ohne vorher das Gespräch mit ihr zu suchen und sie um eine Erklärung zu bitten und damit der Piratenpartei eine Debatte aufbürdete, die so nie hätte geführt werden müssen. Aber natürlich rennen er jetzt mit stolzgeschwellter Brust durch die Gegend, denn seine weitgehend völlig unberechtigten Vorwürfe haben es ja bis zu Spiegel-Online und dem Tagesspiegel geschafft.
Allerdings stellt sich eine Frage, denn er hat auf seiner Webseite den Tagesspiegelartikel wiedergegeben. Hat er das recht dazu oder hat er sich gerade einer Urheberrechtsverletzung schuldig gemacht?
@chiller:
Ach, darum…
… geht es doch gar nicht. Daß wir je unsere eigene Wahrnehmung haben, die Welt interpretieren etc., ist doch banal. Kein Widerspruch von meiner Seite. Die Frage ist doch nur, wie beliebig die Interpretation ist und inwiefern es verantwortlich ist, seine Interpretation (wenn diese maßgeblich von derjenigen der allermeisten vernünftigen Zeitgenossen abweicht) als relevant zu verkaufen und Jugendlichen als Maßstab zu empfehlen.
Anderer Punkt: Du hast heute schlecht gefrühstückt? Nenn doch bitte konkret die “unberechtigten Vorwürfe”, wo habe ich “nachweislich falsch zitiert”?
Und – entschuldige, daß ich lache – wo siehst Du eine Urheberrechtsverletzung meinerseits? Kann es sein, daß Du schlicht keine Ahnung hast?
Erstmal, nicht duzen. Ich kenne Sie nicht, ich bin nicht Ihr Freund und aufgrund meines Alters nehme ich mir das Recht heraus, einen gewissen Respekt zu verlangen.
Dann: In einem anderen Blog hat sich ein User die Mühe gemacht, die von Ihnen zitierten Stellen zu überprüfen und er kam zu interessanten Ergebnissen.
Schließlich, können Sie mir, der ich ja keine Ahnung habe, erklären, wie es denn sein kann, dass es das Urheberrecht nicht verletzt, wenn Sie auf Ihrer Seite ein Screenshot einer Webseite einfügen, auf dem ein Bild und ein Logo abgebildet sind, dessen Urheberrecht sicher bei einem Dritten liegt? Heißt das, ich kann auf meiner Seite einen Screenshot der Webseite von z.B. Mercedes abbilden? Und wenn ich von diesem Screenshot nur das Logo einblende, geht das auch o.k., ja?
@chiller:
Nur kurz (ich sehe nicht, weshalb ich “ihrem” Gemecker besonders viel Aufmerksamkeit schenken sollte):
– Ich habe (wie es sich gehört) unter genauer Angabe der Quelle (Seitenzahl!) und wörtlich zitiert. Ich habe zitiert, wie es im akademischen Betrieb üblich ist. Auslassungen wurden gemäß den Regeln sichtbar gemacht. Die Behauptung, ich hätte “falsch zitiert” ist ihre Privatmeinung (und nachdem dutzende Leute die entsprechenden Passagen nachgelesen und geprüft haben, kann ich nur schlußfolgern, daß sie damit alleine sind).
– Urheberrechtsverletzung: Das hier ist keine Website für Rechtsberatung. Wenn sie einen Screenshot mit Mercedesstern veröffentlichen wollen, dann machen sie das. Mir ist das gleichgültig. Ich kann ihnen hier nur nochmal versichern, daß meine Verwendung des Screenshots zu 100% gedeckt ist. Machen sie sich mal locker und kümmern sich um Dinge, die sie etwas angehen.
“Für unsere Einstellung zu irgendeinem Thema des Lebens, sind wir selbst verantwortlich, man könnte auch mit Hegel sagen, unser Bewusstsein bestimmt unser Sein.”
Absolut korrekt! In den USA ist aufgrund der Wirtschaftskrise der Anteil der obdachlosen Kinder und Jugendlichen um 40 % gestiegen. Selbst von ihnen verantwortet. Die ganzen Menschen, die weltweit verhungern oder an Seuchen sterben nach aktuellen Katastrophen, haben´s auch einfach nicht drauf. Die brauchen keine Hilfe. Denen müsste man einfach nur beibringen, wie man überlebt, obwohl man nichts zu beißen und kein sauberes Trinkwasser hat.
“Wenn man vor einer Prüfung steht und die Einstellung in sich trägt, man schafft das sowieso nicht, dann impliziert sie das Versagen.”
Auch richtig. Wer lernt, ist ein Idiot. Nur die Einstellung zählt.
“Wenn man im Winter, auf spiegelglatter Fahrbahn, trotz mehrfacher Ansagen im Radio, langsam zu fahren, mit 80 Sachen rumheizt, dann impliziert diese Einstellung das Versagen (sprich den Unfall).”
Das ist leider falsch: Ich kann so schnell fahren, wie ich will. Über den Unfall entscheidet nicht die Fahrphysik oder die anderen Verkehrsteilnehmer, sondern nur meine Einstellung! Wenn ich einen Unfall baue, habe ich das so gewollt. Wenn ich innerlich keinen bauen will, passiert auch nichts. (Übrigens kann ich mit der richtigen Einstellung zu meinem eigenen Schicksal auch schneller fahren, als es mein Auto eigentlich kann.)
“Wenn man aber, wie z.B. Lance Armstrong, nicht mit seiner Krebserkrankung hadert, sondern den Kampf aufnimmt und sich mit aller Kraft dagegen stemmt, dann impliziert diese Einstellung das Gewinnen (gut, die Einstellung allein wird wohl nicht reichen, aber sie hilft).”
Genau. Und wer trotzdem stirbt, hat halt nicht genug gestemmt. Mit diesem Trick kann man auch dem Organversagen aufgrund des Alters entkommen und Unsterblichkeit erlangen!
“Der Vorwurf, der ihr zum Thema AIDS gedrechselt wird, ist ebenso unhaltbar, denn wenn sie von den dunklen Seiten des Lebens spricht, dann spricht sie eben von der Lust, dem Laster oder im christlichen Sinne, der Sünde.”
Auch richtig. Gott hat es immer schon schwer gehabt, zu sagen, was er eigentlich will. Allmächtig, aber irgendwie kommunikationsbehindert. Deshalb schickt er nach ca. 2.000 Jahren christlicher Offenbarung AIDS. An dem auch Säuglinge sterben. Aber die haben ja selbst die Verantwortung dafür, dass ihre Seele in diesen Körper geboren wurde.
“Und das auch noch angesichts des Umstandes, dass sie Jüdin ist.”
Mit christlicher Botschaft: Gott straft Euch, Ihr Unzüchtigen!
Schön wie Sie mir Worte in den Mund legen bzw. wie Sie mir die Worte im Mund umdrehen. Aber Sie erwarten doch nicht ernsthaft, dass ich Ihnen darauf antworte?
@chiller: Ich habe Deine Texte hier gelesen. Von Dir erwarte ich gar nichts. Vor allem keine Antwort, die irgendeinen vernünftigen Sinn ergibt.
Große Klappe, keine Ahnung (siehe Urheberrecht) aber “Respekt” einfordern. Ich wüsste in Deinem Fall nicht wofür.
[…] Esoterik-Welt der Fraktionsgeschäftsführerin der Berliner Piraten” – Blog Marc Scheloske: Offene Briefe, Geisterwelten und das Stockholm-Syndrom der Berliner Piraten – Kostenlose-Leseproben.de: “Im Kühlwagen erfroren” – Kostenlose-Leseproben.de: Sir […]
Ein offenes Wort an Herrn Scheloske, ohne dass ich den Beitrag bis zum letzten Wort zu Ende gelesen habe.
1. Wo wollen Sie anfangen, das Recht auf freie Meinungsäußerung einer Person, dass freie Recht einer Berufsausübung noch weiter einzugrenzen?
Da gibt es Verrückte, die glauben an die jungfräuliche Geburt einer Person. Morgen feiern sogar die Heiden und bekennenden Atheisten ein Fest und schenken sich etwas. Warum auch immer.
Da gibt es Personen die das Himmelreich versprechen, wenn man sich TNT umbindet und sich selber in die Luft jagt.
Da gibt es Wahnsinnige, die Glauben an ein Universum mit mehr als drei Dimmensionen.
Vor mehr als 100 Jahren gab es einen Irrsinnigen, der ein Gerät beschrieb was schwerer ist als Luft und was fliegen soll.
2. Welche auserwählten und erlesenen Personen dürfen nach Irrern Meinung die Piratenpartei wählen, Mitglied sein, bei denen Arbeiten oder bei denen als Abgeordnete arbeiten?
Wie lang muss der Fragebogen sein, damit alle Mitglieder möglichst ähnlich sind, am besten Clone von Ihnen selber.
3. Wenn das Buch so grottenschlecht ist: warum steht in Ihrem Link nach Tag werkstatt-21??
Damit Sie an diesen verdammenswerten Werk über Affiliate auch noch ein paar Euro einstreichen?
Wissen Sie was Sie sind: scheinheilig.
Grüße sendet,
Klartext (Name steht oben)